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Fremdsprachen – Nicht nur ein Karriere Sprungbrett!

Du hast es vielleicht auch schon mitgekriegt oder sogar genutzt: moderne Übersetzungs-Programme, die das, was du sagst, simultan in andere Fremdsprachen dolmetschen. An manchen Universitäten werden sogar schon solche Programme für ausländische Studierende, die anfangs meist nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen, in Vorlesungen genutzt. Vor allem das Voranschreiten der künstlichen Intelligenz macht das möglich.
Aber können solche Programme das Erlernen einer Fremdsprache ersetzen, sie sogar überflüssig machen?
Welchen Mehrwert bietet das Sprachenlernen denn noch neben der internationalen Kommunikation und dem Aufführen in der Bewerbung, um den potenziellen Arbeitgeber von sich zu überzeugen?

Um diese Fragen beantworten zu können, brauchen wir zunächst ein bisschen Vorwissen.

Man weiß in der Neurologie, dass es zwei Sprachregionen imGehirn gibt. Zum einem das Broca-Areal, das für Syntax und Struktur der Sprache zuständig ist, und das Wernicke-Areal, das für die Bedeutung von Wörtern und Phrasen gebraucht wird.
Bei Muttersprachlern ist zuerst das Wernicke-Areal aktiv, also lernen wir als Kind erst die Bedeutung einzelner Wörter und Phrasen, wie zum Beispiel „Gute Nacht!“ oder „Mama“ und erst später lernen wir, ganze Sätze zu bilden. Um komplexere grammatische und sprachliche Strukturen erfassen zu können, müssen beide Regionen miteinander verbunden sein. Je stärker die Verbindung ist, desto komplexere Strukturen kannst du erkennen.
Kinder verstehen die Aussage: „Der Fuchs fängt den Hasen“ bereits früh, wohingegen die Aussage: „Den Hasen fängt der Fuchs“ für Kinder erst mit rund 10 Jahren verständlich wird. Bei erwachsenen Menschen sind beide Areale mit einem dichten Nervenfaser-Netz verbunden.

Wenn du nun eine Fremdsprache erlernst, geht das Gehirn ähnlich vor, wie beim Erlernen der Muttersprache. Bis jetzt ist noch nicht genau erforscht, inwieweit sich beide Vorgänge voneinander unterscheiden. Du lernst also zunächst vor allem Vokabeln und später dann die Grammatik, sobald ein Grundwortschatz vorhanden ist.

Dir ist vielleicht aufgefallen, dass wenn du drei oder mehr Sprachen lernst, sich der Vorgang, bis du erste grammatisch-einwandfreie Aussagen treffen bzw. Texte schreiben kannst, deutlich verkürzt. Das liegt daran, dass das Gehirn einzelne grammatische Strukturen erkennt und auch ähnliche Wörter im Wortschatz identifizieren kann, obwohl es für jede Sprache ein eigenes Nervenfaser-Netz aufbaut. Deswegen ist das Erlernen der lateinischen Sprache auch nicht umsonst, wie es sonst gerne betitelt wird. Die lateinische Sprache weist komplexe grammatische Strukturen auf, die dich für andere Sprach-Systeme sensibilisieren. Auch der lateinische Wortschatz, so kompliziert er auch sein mag, mit den ganzen Stammformen etc., ist enorm hilfreich beim Erlernen einer weiteren Sprache. Das trifft natürlich vor allem auf die romanischen Sprachen zu, aber auch verschachtelte deutsche Sätze, die vor allem in weiter zurückliegenden Epochen auftreten, verstehst du deutlich schneller.

Ich habe selber die Erfahrung gemacht. Zunächst wählte ich Latein und dann Spanisch als Differenzierungskurs. Die Ähnlichkeit des Wortschatzes ist verblüffend und da die lateinische Grammatik so komplex ist, erschien mir die spanische Grammatik deutlich einfacher und ich konnte vieles, bzw. mein Gehirn hat vieles aus dem Lateinischen ins Spanische übertragen. Das alles funktioniert natürlich nur, wenn du fleißig die Vokabeln und Grammatik lernst und anwendest 😉 Habt ihr ähnliche oder auch andere Erfahrungen gemacht? Dann teilt eure Erfahrung unten in den Kommentaren.

Das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften fand heraus, dass ein grammatikalisch falscher Satz bei Muttersprachlern im Wernecke-Areal (Syntax, Grammatik) einen „Alarm“ auslöst, bei Anfängern hingegen war die Reaktion erst deutlich später und schwächer aufgetreten. Es gilt also, je länger und intensiver du eine oder gar mehrere Sprachen lernst, desto aktiver sind die Areale. Das Erlernen vom Fremdsprachen stimuliert also dein Gehirn.
Wenn du jetzt immer noch sagst, dass ist ja alles schön und gut, aber Google-Übersetzer tut es auch, dann hast du Folgendes wahrscheinlich noch nicht gewusst.
Sprachen fördern ungemein. Eine Studie in Kanada bewies, dass mehrsprachige Kinder im Intelligenztest deutlich besser abschneiden.
Das Erlernen ist ein gutes Training für das Hirn: Mehrsprachigen Personen fällt es nachweislich leichter zwischen Aufgaben zu wechseln.

Deine Konzentrationsleistung nimmt deutlich zu. Du kannst Ablenkungen in deinem Umfeld besser ausblenden.

Folgendes betrifft dich wahrscheinlich zwar nicht, ist aber trotzdem gut zu wissen: Bei älteren Menschen, die sich mit Fremdsprachen auseinandersetzten, wurden mehr intakte weiße Substanz nachgewiesen, als bei solchen, die es nicht taten. Außerdem verlangsamt der Sprachwechsel den Abbauprozess des Körpers. Das zögert beispielsweise eine Demenzerkrankung um 4-5 Jahre heraus.

Trotzdem gilt, wenn du früh eine Sprache lernst, legt dein Gehirn schneller Strukturen an, als wenn du schon im fortgeschrittenen Alter wärest.
Zuletzt ist noch hinzuzufügen, dass die Übersetzungs-Softwares, in absehbarer Zeit nicht in der Lage sein werden, längere und komplexere Sätze sinngerecht zu übersetzen. Außerdem ist es doch irgendwie blöd immer in sein Smartphone zu sprechen, als persönlich mit dem Gegenüber Kontakt aufzunehmen und schnell interagieren zu können. Mir geht es auf jeden Fall so, wie ist es bei euch? Schreibt auch dazu gerne etwas in die Kommentare.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Erwerb von einer oder mehreren Fremdsprachen noch viel mehr Vorteile mitsich bringt, als das Verstehen und Sprechen, bzw. Schreiben, es schützt vor Demenz und hält dein Gehirn fit: Wenn du zwei Fremdsprachen, beispielsweise Englisch und Latein, schon gut beherrschst, fallen dir weitere Sprachen deutlich leichter und das macht dann natürlich auch mehr Spaß. Des Weiteren sind die Softwares noch nicht auf einem höheren Niveau ausgereift.

Also ran ans Vokabelheft oder habt ihr Lust Sprache mal ganz anders zu erleben?
Dann schaut mal bei dem Artikel „Fremdsprachige Bücher – so geht´s!“ vorbei.
LBM

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