Karl Schneider
Dieser Mann riskierte sein Leben um Andere zu retten
Von Nils Schneider
Solingen. Zweiter Bürgermeister von Wald, beinahe der frühe Tod, Abgeordneter gewählt auf 12 Jahre, später auf Lebenszeit, nach dem Zusammenschluss Solingens Direktor des Wohlfahrtsamtes, dann Geschädigter der Nazi-Zeit und anschließend wieder Direktor des Wohlfahrtsamtes, nein langweilig war Karl Schneiders Leben keineswegs und so verwundert es nicht, dass er sehr beliebt in Solingen und der Umgebung war. Einer dieser sozialen SPD Mitglieder halt eben.
Der erste Weltkrieg ist noch gar nicht so lange vorbei und die Briten besetzten das Rheinland und somit auch Solingen. Einige Solinger hatten wohl etwas dagegen und machten Randale. Dabei zündeten sie Wagen der britischen Armee an. Eine kleine Gruppe randalierender Solinger gegen ein ganzes britisches Armeekorps, ein sehr ungleicher Kampf. Natürlich dauert es nicht lange, bis sie hinter schwedischen Gardinen saßen. Brutal wie die damalige Zeit fällt auch das Urteil des Kriegsgerichtes aus: Sie sollen hingerichtet werden. Aber wenn Sie, lieber Leser, jetzt denken unter dieser Gruppe sitzt Karl Schneider und das Kriegsgericht überdenkt seine Entscheidung noch mal, gibt ihnen eine Haftstrafe, nach der die politische Karriere Karl Schneiders ihren Lauf nimmt, dann haben Sie die Wahrheit extremst weit verfehlt. Denn zu dem Zeitpunkt ist Karl Schneider längst zweiter Bürgermeister der bis dato selbstständigen Stadt Wald und einen Ausweg für die Hinrichtung gibt das Kriegsgericht von Anfang an: Der erste Bürgermeister von Wald soll 10 Meter vor den Besatzern auf Knien rutschen. Das heißt, man geht auf hartem Asphalt in der Öffentlichkeit in Krabbelposition und schiebt sich 10 Meter über diesen Asphalt. Warum sollte er sowas machen? Nun ja, es ist sehr demütigend, wenn man als hohe Respektperson so etwas macht. So dachte auch der damalige Bürgermeister von Wald und wollte sie einfach hinrichten lassen. Aber wie gesagt, Karl Schneider war ein sehr sozialer Mann. Er gab sich einfach als erster Bürgermeister von Wald aus und rutschte diese 10 Meter. Die Briten lösten ihr Versprechen ein und sahen von einer Hinrichtung ab. Was wäre wohl geschehen, wenn die Briten die Wahrheit herausgefunden hätten? Wahrscheinlich wäre Karl Schneider gleich mit hingerichtet worden und ich säße heute nicht hier. Wenige Jahre später ist die Selbstständigkeit Walds Geschichte und Solingen Großstadt. Da beschlossen wurde, dass der einzige Abgeordnete der SPD der Oberbürgermeister sein sollte wurde Karl Schneider zum Direktor des Wohlfahrtsamtes auf Lebenszeit ernannt mit der Besoldung (=Bezahlung) eines Abgeordneten. Schon 4 Jahre danach war das vorerst wieder Geschichte, denn die Nazis kamen an die Macht. Am Ende war er ein „Geschädigter des nationalsozialistischen Terrorregimes“. Vier Jahre nach dem Krieg ist auch Karl Schneider ein paar Jahre wieder Direktor des Wohlfahrtsamtes bis er entlassen wird. Er verstarb 1961. Wer war Karl Schneider? Was hinterlässt er uns? Er war ein Musterbeispiel für Nächstenliebe, wie ein Gesandter Gottes. Ein Mann von dessen Verhalten wir auch heute noch lernen können. Das „Ich“ war ihm fremd. Nie dachte er: Was kann ich für mich tun, sondern nur was kann ich für die Gemeinschaft tun?
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